Akelei, Dinkel und Wermut – das sind nur einige Gewächse, die Hildegard von Bingen (1098-1179) beschrieben und ihre Lehren damit weltweit berühmt gemacht hat. Mediziner und Heilpraktiker berufen sich noch heute auf sie. Unzählige Hildegard-Produkte, deren Wirkungen häufig umstritten sind, haben sich auf den Märkten etabliert. Der Mythos Hildegard von Bingen lebt und damit die unterschiedlichsten Versionen ihres Schaffens. Die Landesgartenschau Bingen 2008 GmbH zeigt erstmals mit dem „Hildegarten“ als didaktischem Themengarten die wissenschaftliche Wahrheit der Benediktinerin und grenzt sich von den sonst üblichen Klostergärten ab.
Die Planung des Themengartens war mit aufwändiger Quellenrecherche verbunden, denn die Schriften der Hildegard von Bingen sind nur rudimentär vorhanden – eine Urschrift fehlt ganz. Ein Team, bestehend aus dem Leiter des Historischen Museums am Strom, Biologen und einem örtlichen Vertreter der Katholischen Kirche unterstützt die Landesgartenschau-Planer dabei, den Besuchern ein objektives Bild der Hildegard von Bingen zu vermitteln.
„Unsere Intention ist nicht esoterisch begründet, wir wollen das Wirken der Hildegard von Bingen wissenschaftlich korrekt darstellen“, erläutert der Garten- und Landschaftsarchitekt Stefan Fromm. „Die große Herausforderung für unser Team ist, eines ihrer bekanntesten Werke, die Physica, abzubilden“, sagt der Landschaftsarchitekt und ergänzt: „Darüber hinaus habe ich den Ehrgeiz, den Hildegarten für alle Besucher zum Erlebnis zu machen.“
Die Landesgartenschau in Bingen will nicht nur das Vermächtnis der bekanntesten Tochter ihrer Stadt wahren, sondern ihr im „Hildegarten“ einen dauerhaften Beitrag zu ihrem Wirken neben dem Historischen Museum der Stadt setzen. Durch den 800 Quadratmeter großen Hildegarten führen schmale Wege, vorbei an Themen- und Einzelbeeten. Ein Klostergarten ist dort ebenso zu finden wie ein Giftpflanzenbeet oder mittelalterliche Heilpflanzen der Hildegard von Bingen, deren Wirkungen heute bestätigt sind. Aber auch die Widersprüche zur herrschenden Medizin zeigt der „Hildegarten“ mit seiner Auswahl der Pflanzen und deren Gestaltung.
Die Einzelbeete machen deutlich, welche Pflanzen Hildegard von Bingen besonders wichtig waren. So schmücken u.a. Pfingstrosen, Wasserpflanzen, Osterluzei und Heilziest (Betonika) die Beete. Ebenso zieren mit Maulbeerbaum (Morus), Speierling (Sorbus) und Quitte drei außergewöhnliche Bäume den Hildegarten. Als Blickfang wird ein Quellenbrunnen sprudeln, den der Landesinnungsverband Rheinland- Pfalz des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerkes künstlerisch in Szene setzen soll. Touristen und Wissenschaftler wird dieses Ensemble auch nach der Ausstellung noch anziehen.
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